Geige üben - warum du einen Plan brauchst

Kürzlich hab ich darüber nachgedacht, daß Geige üben für jeden etwas anderes bedeutet. Manch einer hat viel Zeit, ein anderer fast keine. Und jede Woche, jeder Tag ist auch anders. Manchmal hat man frei und kann sich mit allen Sinnen auf die Geige konzentrieren. Und dann gibt es Zeiten, die sind so voll, daß man nur mit Müh und Not Geige üben kann. Und dann ist meist der Kopf so durcheinander, daß man nicht weiß, wo man beim Üben beginnen soll.

Foto: Tommi Riedel

Tipp 1

Tonleiter üben - wir unterschätzen den Effekt

Wir müssen uns klar machen: um unsere Lieblingsstücke immer besser spielen zu können, müssen wir in unserem Übeplan Zeit für die Violintechnik einplanen - auch wenn es vielleicht nicht immer Spaß macht. Eine Tonleiter zum Einspielen hat einen großen Effekt - heute eine Tonart im legato, morgen eine andere Tonart im detache. Es geht nicht drum, dies alles immer perfekt zu machen. Es geht drum, warme Finger zu bekommen, die Flexibilität zu trainieren und eine Routine zu entwickeln.

Stell dir vor, du spielst ab jetzt - sagen wir jeden zweiten Tag - eine Tonleiter. Und dann vielleicht als Wiederholung hinterher noch mit einer anderen Strichart. Und dann wechselst du in bestimmten Abständen die Tonart, zum Beispiel wöchentlich oder auch monatlich. Und kombinierst das dann mit immer anderen Stricharten.

Wo wirst du mit dieser Routine in einem Jahr stehen?

💡 MEIN TIPP AN DICH

Eine Tonleiter zu spielen, dauert etwa eine Minute. Wenn du sie wiederholst, sind es zwei Minuten und wenn du ein paar Dinge verbesserst, dann 5 Minuten. Natürlich kann man auch stundenlang Tonleitern üben. Aber auch mit wenig Zeit - aber regelmässig - kannst du nach und nach die Intonation, die Bogentechnik und andere Dinge verbessern.

Tipp 2

Mit eingespielten Fingern spielen wir eine Etüde

Wir haben einige Minuten in unsere Tonleiter investiert. Wenn wir noch ein bisschen mehr Zeit übrig haben für eher trockene, sachliche Dinge, dann bietet sich eine Etüde an.

Es gibt wunderschöne Etüden, die wirklich musikalischen Charakter haben und die sich nicht anfühlen wie "trocken Brot". Geniale Etüden-Sammlungen wie Kreutzer, Dancla (ich liebe sie) oder auch einfachere Etüden (Pracht, Wohlfahrt) tun ihren regelmässigen Dienst, um kontinuierlich die Violintechnik "aufzupeppen".

Um die genannten Etüden wirklich ausgezeichnet spielen zu können, reichen wenige Minuten Geige üben bei Weitem nicht aus. Aber man kann die Aufgaben der ersten Takte oder kleinere Abschnitten der Etüde üben - und man wird einen tollen Lerneffekt haben. Es ist nicht das Wichtigste, daß wir die ganze Etüde spielen. Eigentlich ist IMMER in der ersten Hälfte das "Haupt-Learning" enthalten. Besser ist, den ersten Teil zu trainieren, als an der ganzen Etüde "zu verzweifeln".

Mit Etüden bekommst du kontinuierlich Flexibilität und lernst verschiedene technische Themen und Spielarten kennen.

Wenn du jeden oder jeden zweiten Tag Zeit für Etüden einplanst und mindestens eine Schwierigkeit übst (einen Lagenwechsel, eine Bogenstrichart ...) wo stehst du damit in einem Jahr?

💡 MEIN TIPP AN DICH

An dieser Stelle empfehle dir meinen flexiblen Übeplan. Ich kenne das Problem - Kinder, Arbeit, Haushalt - und wo bleibt dann Platz fürs Geige üben? Und wenn man dann plötzlich Zeit hat, dann hat man keinen Plan.

Mit dem Übeplan deckst du in gleichen Teilen alle wichtigen Themen ab: Tonleiter/Technik, Etüde und Musikstück.

Lust auf einen Workshop für tolle Übe-Ideen? Termin: 23. Juni 2024 um 20 Uhr

Melde dich gleich an!

Tipp 3

Wir haben unsere Finger aufgewärmt, um unser Lieblingsstück zu spielen

Oft hab ich erlebt, daß Schüler heute dieses Stück spielen wollen, morgen von jenem begeistert sind und sich dann in ein paar Tagen oder Wochen dies oder jenes Musikstück vornehmen wollen. Letztendlich kommt gar nichts dabei raus ausser ein Durcheinander.

Das ist weder für den Schüler erfolgreich noch für den Lehrer machbar. Das gilt für jedes Level!

Alle Technik-Übungen haben das Ziel, daß unsere Lieblingsmusik auf der Geige für uns leichter spielbar wird und am Ende auch besser klingt.

💡 MEIN TIPP AN DICH

Stell dir vor, du nimmst deine Geige und spielst sofort dein Lieblingsstück. Meine Meinung: das geht nicht wirklich gut! Wenn du etwas Zeit investierst für eine Tonleiter, gute Bogenführung und Teile einer Etüde - ich bin sicher, du legst mit deinem Stück gleich viel "schöner und besser" los.

Tipp 4

Wenn unser Lieblingsstück in G-Dur ist, dann spielen wir vorher die passende Tonleiter

Je nachdem, in welcher Tonart unser Musikstück ist, üben wir auch die passende Tonleiter dazu. Das ist hilfreich für jedes Level!

💡 MEIN TIPP AN DICH 

Mit einer passenden Tonleiter und einer Etüde stimmen wir uns klanglich und violintechnisch auf unser Stück ein. Und in wenigen Minuten bereiten wir uns und unsere Hände auf unser Lieblingsstück vor.

Tipp 5

Es gibt effektive Routinen fürs Geige üben

Ein Übeplan sollte alle Komponenten gleichmässig enthalten:

• Tonleiter/Technik
• Etüde
• Stück

Dies gilt für jeden, der Geige übt. Egal ob Amateur, Profi, (Fast-)Anfänger, Orchestermusiker, Musikstudent...

Ja sicher, ein Musikstudent hat mehr Zeit zu üben als ein Amateur, der berufstätig ist. Trotzdem muss man darauf achten, allen diese Themen Aufmerksamkeit zu schenken.

Wenn ein Musikstudent jeden Tag mehrere Stunden übt, wird er vielleicht 20 Minuten für die Tonleiter, 40 Minuten für die Etüde und ein paar Stunden für seine Stücke einplanen. Der berufstätige Amateur hat vielleicht 30 Minuten Zeit zu üben (oder weniger), das wären dann zum Beispiel 5 Minuten für die Tonleiter, 10 Minuten für die Etüde und 15 Minuten für das Stück.

💡 MEIN TIPP AN DICH

Bestimmt findest du deine perfekte Mischung mit dem Übekalender! Und du sorgst dafür, daß du keines der Themen vergisst.

Tipp 6

Dein persönlicher Übekalender - egal ob du wenig oder viel Zeit hast zum Geige üben

Klaro: unser Ziel ist, wir wollen auf unserer Geige oder einem anderen Instrument unsere Lieblingsstücke so schön wie möglich spielen.

Aber bestimmt kennst du das auch: oft beginnen wir mit viel Motivation mit einem neuen Musikstück. Nach einigen Zeilen kommt die erste Hürde, die wir gerade noch so hinbekommen. Aber spätestens nach der dritten kniffligen Stelle wachsen die Zweifel, ob das Stück nicht vielleicht zu schwer ist...und dann irgendwann geben wir auf und legen es weg.

Dabei vergessen wir: wenn man wirklich mit Plan Geige übt, kann man vieles Lernen, was man für unmöglich hält.

Eine Routine, egal wie klein sie ist, ist der richtige Weg. Motivation versiegt, aber Routine bleibt fürs ganze Leben. Und die zahlt sich aus!

Ein MUST-HAVE: finde DEINE perfekte Routine mit dem Übekalender - probiere es aus!

Lust auf einen Workshop für tolle Übe-Ideen? Termin: 23. Juni 2024 um 20 Uhr. Melde dich an!